News

In den OÖ Nachrichten

14. Juni 2022

"Wir machen Witze über den Krieg, dann fällt es leichter"

Von Gabriel Egger  09. Juni 2022 00:04 Uhr

Die Wirtschaftspädagogin Alona Egle (l.) ist für zwölf Schüler aus der Ukraine zur Deutschlehrerin geworden.

Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Zwölf ukrainische Jugendliche lernen in der Linzer Fadingerschule die deutsche Sprache.

Dass ein Egoist in einer Welt lebt, in der sich alles nur um ihn selbst dreht, weiß Alexandra mittlerweile. Immerhin wiederholt es jener Mann, der ihr als einer der ganz großen Musiker des Landes vorgestellt wurde, ständig. Nur was ein Weltbild ist, versteht die 17-Jährige noch nicht ganz. Falco singt, was er kann, was er ist und was er macht. Und Alona Egle erklärt geduldig, was er damit meint. Die Ukrainerin, die seit ihrem 14. Lebensjahr in Linz lebt, ist Deutschlehrerin. Zumindest vorübergehend. Für zwölf Schüler, die vor allem eines gemeinsam haben: die Flucht vor dem Krieg.

Der Unterricht ist locker. Nicht nur Grammatik, Vokabeln, Glied- und Hauptsätze. Musik kennt eben keine Grenzen. Die jungen Männer und Frauen, die sich im obersten Stock der Linzer Fadingerschule eifrig Wörter in ihren Heften notieren, kennen sie schon.

Nur die Hälfte möchte bleiben

Vor rund zwei Monaten sind sie darüber nach Österreich geflüchtet. Viele aus Odessa, einige aus Kiew. Jeden Dienstag kommen die Schüler, die in Fadinger- und Körnerschule in den vierten und fünften Klassen am Unterricht teilnehmen, hier für acht Stunden zusammen. Sie wollen sich unterhalten können. Mit jenen Familien, die sie aufgenommen haben. Die Vorstellungsrunde klappt jedenfalls schon gut. Camilla, 15 Jahre alt, aus Odessa liebt Musik. "Flöte, Geige, Piano, ich spiele alles sehr gerne", sagt sie. Evgeni, 16 Jahre alt, "mag lieber chillen und schlafen". Und Antonina, die ohne ihre Eltern nach Österreich gekommen ist, versucht sich sogar bei ihrer Fluchtgeschichte in der deutschen Sprache. Doch diese ist zu komplex, um sie einwandfrei wiederzugeben. Am 4. März dieses Jahres begann für die junge Frau eine wahre Odyssee: Von der Ukraine kam sie über Moldawien, Rumänien und Ungarn nach Leipzig. Von dort nahm sie den Zug über Nürnberg nach Linz. Erst vor einem Monat kam es zum Wiedersehen mit ihrer Mutter. Seitdem wohnten sie in der Unterkunft am Linzer Hauptbahnhof – bis auch sie einen Platz bei einer Familie fanden. Und auch der geliebte Hund durfte mit.

Hierbleiben möchte aber nur die Hälfte der Schülergruppe. Heimat, das ist immer noch die Ukraine. Auch wenn es sich manchmal nicht mehr so anfühle. Vor wenigen Tagen hatte die Deutschgruppe noch zwei Schüler mehr.

Sie sind zurück in die Ukraine gereist. Prinzip: Hoffnung. "Österreich gibt ihnen ein Sicherheitsgefühl. Sie sind alle sehr besorgt um Freunde und Bekannte. Viele verarbeiten es mit Humor. Man kann sich nicht auf Dauer Sorgen machen", sagt Lehrerin Egle.

"Wir machen Witze über den Krieg, dann fällt es uns leichter", übersetzt Egle die Ausführungen ihrer Schüler. In Österreich fühlen sich die Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren wohl.

"Hier essen sie so wenig"

Auch wenn alles ein bisschen anders ist als gewohnt. "Die Österreicher essen so wenig. Und so leicht. Müsli mit Haferflocken in der Früh, das versteh ich nicht", sagt Camilla. Gelacht werde in Österreich auch viel mehr als in der Ukraine. Und das Grün bei den Ampeln sei hier so schnell wieder vorüber, während das Rot "so lange dauert". Die Mülltrennung sei "ziemlich kompliziert", dafür seien die öffentlichen Verkehrsmittel "einfach toll". In der Ukraine habe niemand gewusst, wann und ob überhaupt ein Bus kommt.

Nur dass die Geschäfte am Sonntag geschlossen haben, sei seltsam. "In der Ukraine haben wir immer am Sonntag unsere Einkäufe erledigt", sagt Alexandra. Die Glocke läutet, Mittagspause. Sylvia Bäck, Direktorin des Gymnasiums, ist stolz – auf den Eifer der Schüler und auf den Zusammenhalt.

"Viele Familien von meinen Schülern haben Kinder aufgenommen, jeder schaut hier auf den anderen", sagt sie. Das genaue Gegenteil von Falcos "Egoist".

 

Er ist das neue Sprachrohr der Eltern

Von Karoline Ploberger  09. Juni 2022 00:10 Uhr

Wolfgang Steiger, Präsident der oberösterreichischen Elternvereine

Wolfgang Steiger übernimmt Präsidentschaft der Elternvereine Oberösterreichs.

 

Die Schnittstelle zwischen Schülern, Lehrern und Direktoren – genau das möchte Wolfgang Steiger als neuer Präsident mit den Elternvereinen an höheren und mittleren Schulen in Oberösterreich (LVEV OÖ) verkörpern. Der 51-jährige Linzer ist selbst Vater von drei Kindern und somit direkt ins Geschehen in der Schule involviert. „Das Wichtigste in meiner Position ist, dass man mitbekommt, wie es den Kindern in der Schule geht, und somit im regelmäßigen Austausch mit der Schule steht“, sagt Steiger.

Bereits seit sechs Jahren ist der Linzer im Landesverband der Elternvertreter tätig, seit 2018 setzte er sich als Vizepräsident für die Belange der Schüler und deren Eltern in Oberösterreich ein. Nun folgt Steiger auf den bisherigen Präsidenten Joris Gruber. „Ich freue mich jetzt darauf, gemeinsam mit dem Vorstand daran mitzuwirken, die Rahmenbedingungen für die Schüler in Oberösterreich zu verbessern“, sagt Steiger.

Sein neues Amt ist aber auch durch Herausforderungen geprägt. „Die Corona-Pandemie ist schließlich noch nicht vorbei, und die Elternvereine fordern, dass für den Schulstart im Herbst alles zeitgerecht vorbereitet wird – für jegliche Eventualitäten, die auftreten können“, sagt Oberösterreichs neuer Elternvereins-Präsident. Da dürfe sich kein Pädagoge „wegducken“, denn auch mit einfachen Mitteln soll weiterhin ein Unterricht möglich sein, fordert Steiger.

Auch auf die psychische Belastung, unter der die Jugendlichen in der Krisenzeit gelitten haben, will Steiger den Fokus legen. „Es mangelt an Schulpsychologen, daher wollen wir den Schülern Peers zur Seite stellen, die entsprechend ausgebildet werden sollen“, sagt Steiger.

Beschäftigt sich der ehemalige Handelsakademie-Absolvent einmal nicht mit der Elternvertretung, so widmet er sich ganz seiner Familie, dem eigenen Garten und dem Reisen, das für den Familienvater besonders in den vergangenen zwei Jahren zu kurz gekommen ist.

 

(BS)

< Zurück zur Übersicht